Politik _________________________________ THEMEN
Beim Aufbau der regionalen Bibliotheksverbünde standen die Verbesserung
der Benutzerdienste wie Auskunft und Fernleihe nicht auf der ersten Dring-
lichkeitsstufe. Diese Aspekte wurde erst relevant, als Funktionen des Zentral-
katalogs mit der Verbunddatenbank verbunden werden konnten. Seit 1986
werden die seit Mitte der fünfziger Jahre an den nordrhein-westfälischen Zen-
tralkatalog gemeldeten Bestände der Sondersammelgebiete der nordrhein-
westfälischen Öffentlichen Bibliotheken direkt in die Verbunddatenbank kon-
vertiert. Dieser widersprüchliche und somit erklärungsbedürftige verbale Aus-
druck ,,direkt konvertiert" weist auf mehrere zentrale Aspekte der Verbundteil-
nahme Öffentlicher Bibliotheken hin.
Bestände Öffentlicher Bibliotheken werden in den regionalen Zentralkatalogen
nachgewiesen, weil ihnen eine Bedeutung für die Fernleihe zugestanden wird.
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Sondersammelgebietsprogramm
Öffentlicher Bibliotheken. 24 Großstadtbibliotheken sammeln in Kooperation
die deutschsprachige Literatur und Noten, auf die im Rahmen des Leihver-
kehrs bevorzugt zurückgegriffen werden soll.131
,,Die kommunalen SSG-Bestände der Großstadtbibliotheken sind seit ca. 1960 als
klar definierte Komponente der Literaturversorgung in Nordrhein-Westfalen syste-
matisch auf- und ausgebaut worden, um landesweit den Literaturbedarf insbeson-
dere der Benutzergruppen aus öffentlichen Bibliotheken abzudecken. Insoweit
nimmt dieses kooperative Programm Teilfunktionen einer Landesbibliothek wahr.""1
Dieses Landesengagement zeigt, daß den kommunalen Bibliotheken über die
lokale Informationsversorgung hinaus eine regionale Bedeutung zugemessen
wird. Kommunale und wissenschaftliche Bibliotheken bilden deshalb zusam-
men mit dem HBZ eine ,,virtuelle Landesbibliothek". Diese real existierende
,,virtuelle Landesbibliothek" weist jedoch nur einen Teil der real existierenden
Bestände der nordrhein-westfälischen Bibliotheken nach:
· Die meisten Verbundbibliotheken haben ihren Bestand noch nicht voll-
ständig maschinenlesbar erfaßt,
· in den zweischichtigen Bibliothekssystemen ist der Bestand der Instituts-
bibliotheken bislang nur marginal nachgewiesen,
· der Nachweis des Bestandes der kommunalen Bibliotheken umfaßt im
wesentlichen nur die Sondersammelgebietsbestände.
Die bislang praktizierte Konversion der Sondersammelgebietsbestände Öf-
fentlicher Bibliotheken im HBZ verweist in ihrer Unzeitgemäßheit auf die tech-
nischen Probleme einer Verbundteilnahme Öffentlicher Bibliotheken.
Die Landesverantwortung für die Hochschulbibliotheken und die Verbundzen-
tralen hat zu regional homogenen DV-Systemen geführt, wodurch die Be-
schränkung der Kommunikationsfähigkeit durch die herstellerspezifischen
Schnittstellen der lokalen Bibliothekssysteme und Verbundsysteme kompen-
BlBLIOTHEKSDIENST 31. Jg. (1997), H. 8 1 3
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