Erwerbung _______________________________ THEMEN
Angebot an wissenschaftlich relevanten CD-ROMs immer noch jährlich nahe-
zu verdoppelt21, fällt es indes selbst relativ leistungsstarken Bibliotheken zu-
nehmend schwerer, der Marktentwicklung zu folgen. Dies gilt auch dann,
wenn man einen gewissen Einspareffekt durch Abbestellungen von Printver-
sionen mitberücksichtigt. Die genannten Fakten erzwingen mehr denn je eine
möglichst rationale, ökonomisch durchdachte Auswahl aus dem bestehenden
Angebot. Nach einer näheren Bestimmung des Themas skizzieren die folgen-
den Zeilen grundlegende Probleme des Bestandsaufbaus und der Bestands-
evaluierung bei elektronischen Publikationen. Anschließend wird eine Check-
liste vorgestellt, die die Erwerbungsarbeit an der ÜB Heidelberg erleichtern
soll.
Als elektronische Publikationen bezeichnen wir gemeinhin ,,alle Dokumentty-
pen, die den Einsatz eines Computers voraussetzen und nicht nur vorüberge-
hender oder interner Kommunikation dienen.""1 Innerhalb des vielseitigen
Spektrums an wissenschaftlich relevanten elektronischen Publikationen do-
minieren hinsichtlich des Trägermediums derzeit noch die CD-ROMs. Hin-
sichtlich der Inhalte sind in erster Linie Bibliographien und Faktensammlungen
(Formeln, Wirtschaftsinformationen, Gerichtsentscheidungen u. a.) interes-
sant. Die oft recht kostspieligen Bibliographien und Faktendatenbanken auf
CD-ROM müssen folglich im Zentrum der Überlegungen stehen.
Neben einer entsprechenden planvollen Erwerbung erfordert das Gebot der
Wirtschaftlichkeit grundsätzlich auch die Beseitigung von bereits vorhande-
nen, redundanten Informationsangeboten. Zu denken ist hier in erster Linie an
Druckschriften, die durch die Erwerbung von elektronischen Publikationen
eventuell entbehrlich geworden sind. Eventuell hält andererseits aber auch
nicht jedes eingekaufte elektronische Produkt einem nüchternen Kosten-
Nutzen-Vergleich mit der Printversion stand. Geht man den Wirtschaftlich-
keitsaspekt konsequent an, gehören außerdem technische Grundaufgaben
(Serverbetrieb, Retrievaloptimierung u. a.) und der Bereich der Medienbear-
beitung bzw. Geschäftsgangsorganisation zum Thema. Auf dem Gebiet der
technischen Dienstleistungen wären z. B. Modelle eines (partiellen) Outsour-
cing mittels Privatunternehmen oder im Wege regionaler Kooperation von
Bibliotheken zu prüfen.5' Im Interesse eines rationelleren Geschäftsgangs wäre
vor allem zu fragen, ob elektronische Publikationen weiterhin innerhalb der
verschiedenen klassischen Abteilungen oder etwa mit Hilfe eines spezialisier-
ten Querschnittsreferats bearbeitet werden sollen. Aus praktischen Erwägun-
gen empfahl der Bibliotheksausschuß der Deutschen Forschungsgemein-
schaft bereits 1995 eine ,,stärker funktionale Integration von Abläufen", ohne
indes nähere Vorschläge anzufügen.61 Trotz der engen Verzahnung der ge-
nannten Felder schien es in Heidelberg bearbeitungstechnisch sinnvoll, Wirt-
schaftlichkeitsüberlegungen zunächst auf den Bereich Bestandsentwicklung,
BlBUOTHEKSDIENST 31. Jg. (1997), H. 6 1 0
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