Erschließung _____________________________THEMEN
Datenbanken aus allen Fachgebieten kritisch untersucht. Dabei wird oft ver-
gleichend Bezug auf die Deskriptoren von Frauenthesauri genommen.15' Paul
Nicholls und Susanne Holtmann forderten im Rahmen einer Analyse von ERIC,
daß Deskriptoren aus dem Thesaurus von Capek in den ERIC-Thesaurus
übernommen werden sollten.16'
In Italien wird der Thesaurus "Linguaggiodonna" derzeit von der Fondazione
Elvira Badaracco in Mailand überarbeitet. Die autonomen italienischen Frau-
eneinrichtungen, die sich dem elektronischen Netzwerk "Lilith. Rete informati-
va di génère femminile" angeschlossen haben, wenden ihn an. Die staatlichen
Bibliotheken benutzen in der Regel eine Schlagwortliste der Biblioteca Nazio-
nale in Florenz von 1956 (!).17)
Daß Frauenthesauri derzeit eher noch ein Schattendasein im Informations-
und Dokumentationswesen fristen, hängt vermutlich auch damit zusammen,
daß die meisten noch nicht lange existieren und die Einführung eines nicht-
diskriminierenden Vokabulars vor allem in traditionellen Informations-
einrichtungen und Fachbibliographien seine Zeit brauchen wird. Um Frauen-
thesauri bekannter zu machen, müßte planmäßig Öffentlichkeitsarbeit betrie-
ben werden, die beispielsweise folgendermaßen aussehen könnte:
- Die Arbeitsgruppe Frauen der Vereinigung Österreichischer Biblio-
thekarinnen und Bibliothekare will sich dafür einsetzen, daß die "thesaurA"
in den Pool der zugelassenen Nachschlagewerke für die Schlagwort-
normdatei aufgenommen wird.18' Dieses Vorhaben könnte von Infor-
mationsfachleuten aus der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wer-
den. Die "thesaurA" enthält nach einer ersten Prüfung keineswegs nur
österreichspezifisches Vokabular.
- Auch ein zweiter Vorschlag der Arbeitsgruppe Frauen, die Benutzung von
frauenspezifischen Deskriptoren in großen bibliographischen Datenbanken
anzuregen, sollte in Betracht gezogen werden. Es könnten Tagungen initi-
iert werden, zu denen nicht nur Informationsfachfrauen und Vertreter/innen
der Datenbankhersteller eingeladen werden, sondern ebenso kompetente
Benutzerinnen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten.
- Frauenthesauri sollten in Fachzeitschriften des Bibliotheks- und Doku-
mentationswesens rezensiert werden.
Liliane Studer informierte in ihrem Vortrag über die frauenspezifische Doku-
mentation in den autonomen Schweizer Einrichtungen. Die Frauenbibliotheken
sammeln überwiegend Belletristik und haben die üblichen finanziellen Pro-
bleme autonomer Einrichtungen, die auch in der Bundesrepublik nicht unbe-
kannt sind. Sie stellte das "Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frau-
enbewegung" der Gosteli-Stiftung in Worblaufen vor, die 1982 auf Initiative
BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 11 1917