THEMEN_____________________________ Erschließung
Die beiden Bearbeiterinnen, Dokumentarinnen mit Erfahrung in der Frauendo-
kumentation und -information, streiften in ihrem Vortrag kurz die Entste-
hungsgeschichte der "thesaurA" und befaßten sich dann mit den Aufgaben
und Zielen eines feministischen Thesaurus, mit seinem Einsatzbereich und
den Zielgruppen, den Quellen, dem Umfang sowie formalen Festlegungen und
Besonderheiten. Das Wichtigste - genauer nachzulesen in der Einleitung zur
"thesaurA" - sei hier kurz zusammengefaßt.1'
Die in "frida" eingebundenen Frauendokumentatiönseinrichtungen sind über-
wiegend institutionalisierte Einrichtungen, keine autonomen. Die Namensge-
bung "thesaurA" wird von den Bearbeiterinnen wie folgt erklärt: "In Umfor-
mung des grammatischen Geschlechts eines "männlichen" Thesaurus wird
durch die weibliche Endung "-a" der feministische Aspekt hervorgehoben,
deren Großschreibung betont den österreichspezifischen Ansatz". Da sich in
österreichischen Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen die Schlag-
wortkataloge in einem "anachronistischen, benützerlnnenfeindlichen Zustand"
befinden, kann ein feministischer Thesaurus Anregungen für eine nicht die
Frauen diskriminierende Inhaltserschließung geben, denn: "Ein Frauenthesau-
rus hat den Anspruch, ein frauenpolitisches Instrument zu sein. Das bedeutet,
herkömmliche Dokumentationssprachen gesellschaftskritisch, bewußtseins-
kritisch und sprachkritisch zu analysieren, frauendiskriminierende Mechanis-
men oder Strategien zu erkennen und zu beseitigen und somit auf Verände-
rungen in der dokumentarischen Praxis abzuzielen".21
Die "thesaurA" ist sowohl für Zettelkataloge als auch für die edv-gestützte
Erschließung geeignet. Zielgruppe sind Bibliothekarinnen/Bibliothekare und
Dokumentarinnen/Dokumentare, die in der Inhaltserschließung arbeiten, aber
auch Benutzerinnen und Benutzer aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern und
Berufen (Wissenschaftlerinnen, Studentinnen, Lehrerinnen, Journalistinnen,
Personen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind). Daß die hauptberuflich in
der Inhaltserschließung tätigen Personen, gerade auch die in traditionellen
Informationseinrichtungen, sich die "thesaurA" genauer ansehen, ist ihr zu
wünschen. Klösch-Melliwa und Zach verweisen zu Recht darauf, daß "große
Institutionen hinsichtlich der Aufnahme neuer Schlagwörter äußerst behäbig
sind, weil sie oft auf zentrale Definitionskommissionen angewiesen sind,
trotzdem erweist sich ein Frauenthesaurus für die mit der Indexierung befaß-
ten Sachbearbeiterinnen als Anregung: Einerseits, um die eigene Sacher-
schließung kritisch auf Sexismen zu überprüfen, andererseits, um die Auf-
nahme von frauenspezifischem/feministischem Vokabular in die von ihnen
verwendeten genormten Schlagwortverzeichnisse zu veranlassen".3'
1914 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 11