THEMEN __________________________________ Beruf
4.2.2 Profilbildung
Unter den genannten Prämissen können die bestehenden Unterschiede zu
einer Profilbildung der einzelnen Fachhochschulen beitragen.Wünschenswert
wäre es, daß der Hochschulort von den Studierenden, nicht wie üblich, nach
dem Wohnort, sondern nach dem speziellen Angebot der Fachhochschule
ausgewählt wird.Dafür ist es notwendig, daß dieses Profil nach außen bekannt
wird, daß die Fachhochschuleh mit ihren Besonderheiten werben und gezielt
Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
4.3 Interdisziplinarität und Ressourcennutzung
Die meisten bibliothekarischen Ausbildungsinstitute sind Bestandteil einer
größeren Einheit, nämlich Fachbereich einer Fachhochschule. Der Verlust der
Selbständigkeit der früher z.T. eigenständigen Einrichtungen mag zwar in
vielen Punkten schmerzlich gewesen sein, er bietet jedoch auch die Chance
zur Interdisziplinarität und zur Nutzung fachbereichsübergreifender Ressour-
cen. In Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen kann die bibliothekari-
sche Ausbildung auf einen wirklich breiten Sockel gestellt werden. Es bieten
sich dafür Fachbereiche an wie Kommunikation und Kommunikationsdesign,
Design, Druck, Informatik, Betriebswirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit oder Kul-
turmanagement. Auch eine Kooperation mit anderen Hochschulen am Ort,
z.B. im Rahmen gemeinsamer Projekte, mag bereichernd sein. Bibliothekare
können von anderen Berufsgruppen einiges lernen, wie sie ihre Arbeits- und
Dienstleistungen besser darstellen und vermarkten können. Sie sollten sich
nicht scheuen, auf deren Wissen zurückzugreifen!
4.4 Möglichkeiten der Weiterqualifizierung
Eine Perspektive fehlt in Deutschland leider fast völlig: die Möglichkeit, sich
weiterzuqualifizieren, um entsprechend besser dotierte Arbeitsplätze an-
streben zu können.
Sehr gute Absolventen, d.h. mit einem Examensnotendurchschnitt von maxi-
mal 1,5, können sich am Institut für Buchwesen der Universität Mainz um ein
Promotionsstudium bemühen, doch dieser Weg ist für die eher praktisch
veranlagten Kolleginnen und Kollegen, die sich erst im Berufsalltag bewährt
haben, versperrt. Mittlerweile bietet sich auch an der Humboldt-Universität zu
Berlin die Chance zur Promotion.
Daneben besteht derzeit in Berlin die Möglichkeit, durch ein viersemestriges
Fernstudium ein Zertifikat für den wissenschaftlichen Bibliothekar zu erwer-
ben. Der Vorteil liegt darin, daß dies berufsbegleitend geschehen kann, doch
leider ist mit diesem Zertifikat keine Zugangsberechtigung für den höheren
Bibliotheksdienst verknüpft.
1886 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 11