THEMEN ______________________________ Leihverkehr
Fesefeldt folgert aus dem prozentualen Rückgang, ,,daß die Bedeutung des
ZKBW für den Leihverkehr seiner Region - wie die aller Zentralkataloge - seit
1963 stetig abgenommen hat"81. Ganz anders sieht es bei den absoluten Zah-
len aus: Bis 1977 (260.830) stieg die Zahl der insgesamt eingegangenen Leih-
scheine kontinuierlich an (und überschritt zeitweise die Grenzen der Belast-
barkeit des Personals), um seit diesem Zeitpunkt relativ stetig zu sinken. Der
prozentuale Rückgang erklärt sich ausschließlich durch den explosionsartigen
Anstieg der Leihverkehrsbestellungen insgesamt aus der Südwest-Region von
1964 (83.368) bis 1995 (575.506).
Die Strukturveränderungen im Leihverkehr machen sich auch in der Verringe-
rung der Positivquoten der noch vom ZK bearbeiteten Bestellungen bemerk-
bar. Sie lagen noch Mitte der 70er Jahre bei circa 65 % (Bestellungen aus der
Region), wohingegen sie Mitte der 90er Jahre auf circa 50 % gesunken sind.
Schon Fesefeldt stellte diesen Trend 1986 fest; seitdem hat er sich für die
Bestellungen aus der Region verstärkt. Die Erklärung liegt auf der Hand: Die
Titel, die in den regionalen und überregionalen Verbunddatenbanken (leicht)
nachweisbar sind, werden direkt bestellt, so daß der ZK nur noch die schwe-
rer nachweisbaren Bestellungen erhält, was sich wiederum in einer sinkenden
Quote der positiv erledigten Bestellungen niederschlägt. Fesefeldt prognosti-
zierte bereits 1986, daß - hält dieser Trend unvermindert an - ,,der ZKBW - wie
auch andere Zentralkataloge -... zu einer 'Negativstelle' für das in den regio-
nalen und überregionalen Standortnachweisverzeichnissen nicht nachgewie-
sene Schrifttum"91 wird.
Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Der 1983 gegründete Südwestdeutsche Bibliotheksverbund (SWB) nahm
1986 mit fünf katalogisierenden Bibliotheken den Routinebetrieb auf101. Da
diese Bibliotheken recht schnell ihre Zettellieferungen an den Zentralkatalog
einstellten, sah sich der ZKBW seit 1987 gezwungen, zusätzlich im Datenpool
des SWB zu recherchieren, um die notwendigen Bestandsnachweise ermitteln
zu können. Der SWB, dessen Verbundzentrale in Konstanz eingerichtet wur-
de, brachte in den ersten Jahren keine Arbeitserleichterung für den ZK. Im
Gegenteil: Da sich die wissenschaftlichen Bibliotheken der Leihverkehrsregion
Südwest zeitversetzt um die Teilnahme am Verbund bemühten, war der
ZKBW gehalten, sowohl in seinen Zettelkatalogen als auch in den Datenbe-
ständen des Verbundes zu recherchieren, um die Normen der LVO erfüllen zu
können. Trotz der sinkenden Zahl eingehender Bestellungen war die Arbeits-
belastung durch den Leihverkehr nicht geringer geworden. Erst seit Anfang
der 90er Jahre, nachdem die gewachsenen Datenbestände des SWB Direkt-
bestellungen zwischen den Bibliotheken im großen Umfang erlaubten, machte
1448 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 8/9