Neue Medien -------------------------------------------------------- THEMEN
eine ungeheure Expansion und sind mittlerweile zum Standard für den Infor-
mationstransfer in den internationalen Datennetzen geworden. Diese Entwick-
lung kam allerdings nicht unerwartet; denn seine leichte Bedienbarkeit wie vor
allem auch die systemübergreifende Verfügbarkeit haben dieses von CERN
und NCSA entwickelte Verfahren von Anfang an als das Zukunftsmedium für
die Benutzung der Daten-Highways prädestiniert. Der Zugang zum ,,Web" ist
nicht mehr auf proprietäre Systeme beschränkt, sondern von den verschie-
densten Rechnelplattformen aus möglich, wenn man - wie alle Fachbereiche
der THD - über einen Anschluß an das Internet verfügt. Das WWW ist damit
natürlich auch das ideale Medium für die Erschließung bibliographischer Da-
tenbestände.
3. Die Konzeption und ihre Realisierung
Den Schwerpunkt unserer Arbeit 1995 bildete die Realisierung einer integrier-
ten Recherche-Applikation mit Zugriff auf die Bestände der TH-Bibliotheken
und des Gesamtkatalogs über WWW, der von jedem Arbeitsplatz aus über
das Hochschulnetz erfolgen kann. Für den transparenten, systemunabhängi-
gen Zugriff auf bibliographische Informationen wurde im letzten Jahr der in-
ternational anerkannte Standard Z39.50 geschaffen, der in Fachkreisen unter
der Bezeichnung SR-Schnittstelle bekannt ist. Es handelt sich hierbei um eine
standardisierte Abfragesprache, welche einen unmittelbaren, systemunab-
hängigen Zugriff auf Bibliotheksdaten erlaubt. Zur Zeit erfüllen nur wenige
europäische Bibliothekssysteme alle Kriterien des Z39.50-Standards. So ist
beispielsweise auch PICA nicht SR-kompatibel. Dies dürfte einer der Gründe
dafür sein, daß der Einsatz von PICA vom zuständigen Gremium der DFG als
eine eher transitorische Lösung verstanden wird.
Die Einbindung von Allegro in die neuen Informationsdienste des WWW läßt
sich dagegen relativ einfach realisieren, weil es durch sein offenes Design
eine variable Anpassung an verschiedene Standards erlaubt. Auch die Über-
nahme von Daten aus dem Zentralsystem PICA wäre hier ohne großen Auf-
wand möglich. Nachdem im Herbst 1994 auf der Jahrestagung von Allegro-
Spezialisten in Braunschweig der Prototyp eines WWW-Recherchemoduls
unter Allegro gezeigt wurde, entwickelten wir eine eigene Konzeption für die
Einbindung der TH-Bibliotheken ins WWW, welche die offensichtlichen
Schwächen des Braunschweiger Systems beheben sollte. Im Vordergrund
unserer Überlegungen stand dabei die Gestaltung eines Retrievalsystems,
welches die einfache, intuitiv einsichtige Bedienbarkeit des WWW mit den
differenzierten Such- und Verknüpfungsmöglichkeiten professioneller Daten-
banksysteme verbinden kann. Hierbei zeigte sich sehr rasch, daß die Braun-
schweiger Lösung diese Anforderungen nicht erfüllen konnte. Waren wir zu-
BlBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 1 79