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Erfahrungen und Bibliothekspraktiken am spontan organisierten runden Tisch
zu beantworten. Der Rundgang durch die Bibliothek war aber auch für mich
eine Überraschung: Das Engagement der Mitarbeiter/innen und ihr Fleiß tra-
gen reiche Früchte. Bereits 1986 wurde mit der Automatisierung begonnen,
heute werden in verschiedenen Abteilungen Computer eingesetzt und vor
allem für den Aufbau eigener Datenbanken benutzt (in der Abteilung für aus-
ländische Literatur wird z.B. schon die gesamte Ausleihe über PC abgewik-
kelt, und an 5 automatisierten Arbeitsplätzen wird der Bestand eingegeben).
Dem Mangel an Fachliteratur und anderen gefragten Büchern versucht man
durch intensive Auswertung von Fachzeitschriften und Tageszeitungen zu
begegnen. Besonders deutlich wurde das in der Abteilung für landwirtschaftli-
che Literatur und Ökologie (für die Region sehr bedeutsam), die sich seit eini-
ger Zeit intensiv mit Fragen des Umwelt- und Naturschutzes beschäftigt. Der
Bedarf an entsprechenden Informationen kann mit Monographien gar nicht
mehr, mit Zeitschriften nicht ausreichend gedeckt werden. Mit den insgesamt
797 Zeitschriften und Serien (106 werden hier ausgewertet), 57 Zeitungsjahr-
gängen und 3.047 Büchern wurden 1995 29.313 Ausleihen erzielt!
Das Bemühen um rasche Reaktion auf die Bedürfnisse der Benutzer führte
u.a. dazu, daß eine Patentabteilung eingerichtet wurde, für die der Bestand
einer geschlossenen Patentinformationsstelle übernommen wurde. Die Paten-
tabteilung besitzt über 2 Mill. Patente, Staatliche Standards u.a. Normen.
Zusammen mit einem ganz neuen Business-Informationszentrum, das Waren-
kataloge, Preislisten usw. sammelt und Recherchen in CD-ROM- und selbst
angelegten bibliographischen Wirtschafts-Datenbanken anbietet, ist dieser
Service sehr gefragt und verhilft der Bibliothek zu großem Ansehen bei Firmen
und Existenzgründern. Die Zeitschriftenauswertung erfolgt auf Grundlage
eigener Klassifikationen und Schlagwortvergabe und unmittelbar am PC. Die
Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Bibliotheken in Betrieben und ande-
ren Einrichtungen ist für die Tulaer Gebietsbibliothek wichtiger denn je, wün-
schenswert wäre vor allem eine Ressourcenteilung bei der Erwerbung.
Um die Einarbeitungsfristen zu verkürzen und Geld zu sparen, wird die Kata-
logisierung von den 8 Erwerbungsbibliothekaren selbst erledigt, denn die von
der Russischen Buchkammer gelieferten Katalogkarten treffen nicht selten
erst ein halbes Jahr nach Erscheinen in der Bibliothek ein. Überhaupt ist in
Rußland ,,Selbermachen" noch die Lösung für manches Problem, da am Per-
sonal bislang nicht gespart wird. Das gilt auch für die bibliographische Abtei-
lung, die neben einer regionalkundlichen Datenbank einen jährlichen Kalender
mit Gedenktagen zur Region Tula, eine Datenbank mit rechtlichen Informatio-
nen, ein Verzeichnis unveröffentlichter Dokumente sowie aktuelle thematische
Literaturverzeichnisse erarbeitet.
1074 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 6