THEMEN ______________________________ Ausland
agogische Bibliothek, die Staatliche Kinderbibliothek, die Staatliche Jugend-
bibliothek, die Historische Bibliothek, die Kunstbibliothek, die Blindenbiblio-
thek und die Staatliche Bibliothek für ausländische Literatur).
Darüber hinaus vergibt die Verwaltung für Bibliotheken Fördermittel für be-
sondere Projekte im nationalen Rahmen (LibNet zur Schaffung eines zentralen
staatlichen Bibliotheksnetzes, Bibliotheken im Internet als Teil der Modernisie-
rung des Bibliothekswesens, Errichtung eines Zentrums für kooperative Kata-
logisierung - OCLC - u.a.) sowie für die großen Regionalbibliotheken. An der
Erarbeitung dieser Konzeptionen und Projekte sind die Mitarbeiter des Kul-
turministeriums aktiv beteiligt. Eine jährliche Konferenz der regionalen und
föderalen staatlichen Bibliotheken dient dazu, Anforderungen an die staatliche
Bibliothekspolitik zu formulieren. Ein Kollegium des Kulturministeriums berät
anschließend über die dort von den Fachleuten unterbreiteten Vorschläge und
erläßt danach gegebenenfalls die erforderlichen Richtlinien. So war das Kul-
turministerium z.B. an der Initiative ,,Books in print" beteiligt, dessen 2. Aus-
gabe im November 1995 erschien. Ein weiterer Meilenstein war das Pro-
gramm ,,Kulturelles Erbe" speziell für die russischen Bibliotheken, die vorher
mit Museen und Denkmälern um finanzielle Mittel konkurrieren mußten und
daher oft in der schlechteren Ausgangsposition waren.
Von großer Bedeutung für die russischen Bibliotheken ist das neue Biblio-
theksgesetz von 1994. Es schreibt u.a. das Recht auf Benutzung von Biblio-
theken für jeden Bürger und die Pflicht der Kommunen, solche zu schaffen,
fest und regelt Fragen der Verantwortung von Staat, Kommunen, Bibliotheken
und Bürgern. Auf der Grundlage dieses Gesetzes werden Gesetze für die
einzelnen Gebiete und autonomen Republiken erarbeitet. Die Gebietsbiblio-
thek in Tula ist auf diesem Gebiet z.B. sehr engagiert.
Das Bibliothekswesen ist - wie das ganze Land - einem radikalen Wandel
unterworfen. Das betrifft auch die Ausbildung. Manches frühere Kulturinstitut,
in dem wissenschaftliche Bibliothekare/-innen ausgebildet wurden, nennt sich
heute Universität, und manches ehemalige Technikum (Berufsschule) ist jetzt
ein ,,College". Ausgebildete Fachkräfte haben hier noch keine Probleme un-
terzukommen, viele wandern wegen des besseren Verdienstes in die Wirt-
schaft ab. Dennoch bleibt nach Aussage russischer Fachleute die Ausbildung
hinter den heutigen Anforderungen zurück, und der Weiterbildung wird stärke-
re Bedeutung beigemessen. Im Kulturministerium werden große Seminare
und Tagungen koordiniert und mitfinanziert, der Jahresplan wird in der Zeit-
schrift ,,Biblioteka" abgedruckt. Darüber hinaus gibt es in den Regional- und
anderen Bibliotheken mehrmals jährlich Fortbildungsveranstaltungen sowie
Gelegenheiten, Erfahrungen auszutauschen.
1064 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 6