Ausland ------------------------------------------------------------ THEMEN
denkstätte. Die andere Attraktion von Martonvâsâr steht in direktem Zusam-
menhang mit den Forschungsaufgaben des Instituts, der Welt größtes Phyto-
tron. In dem Gebäude befinden sich begehbare Kammern, in denen jeweils
die Rahmenbedingungen eines bestimmten Klimas simuliert werden, um des-
sen Auswirkungen auf Pflanzen zu untersuchen. Die Miete incl. wissenschaft-
licher Betreuung kostet monatlich 20.000 HUF (ca. DM 230,-). Kein Wunder,
daß es viele ausländische Kunden gibt. Im Schlößchen befinden sich neben
der Verwaltung die Institutsbibliothek und das Beethovenmuseum. Die Be-
stände der Institutsbibliothek sind zugeschnitten auf die Forschungsschwer-
punkte Pflanzenzüchtung, speziell Mais und Weizen, und Gentechnologie, die
in Ungarn kein Reizthema darstellt. Die Sammlung der Bibliothek umfaßt
8.000 Monographien und 8.000 gebundene Zeitschriftenbände, 50 ungarische
und 80 ausländische Zeitschriften sind abonniert. Für Benutzer stehen 8 Car-
rels zur Verfügung. Die Bibliothek ist eine Präsenzbibliothek mit Freihandauf-
stellung. Bis jetzt gibt es nur konventionelle Kartenkataloge. Den hochspezia-
lisierten, PC-vertrauten Forschern scheint die Elektronik in der Bibliothek bis
jetzt nicht zu fehlen. Die Leiterin der Bibliothek ist Historikerin und eingebun-
den in die lokale Beethoven-Forschung.
Martonvâsâr hat eine Tradition als Mustergut. Begründet wurde diese Traditi-
on von der Familie Brunszvik zur Zeit Maria Theresias. Beethoven war ein
Freund der Familie und hielt sich zweimal längere Zeit in Martonvâsâr auf.
Gleich zwei Töchter wurden von der Forschung als Kandidatinnen für die
,,unsterbliche Geliebte" herangezogen. Dem Grafen Férenc widmete Beetho-
ven u. a. die Sonate ,,Appassionata", deren Komposition möglicherweise in
Martonvâsâr beendet wurde. In dem kleinen Museum befindet sich ein Teil
der gräflichen Bibliothek (164 Bände): griechische und lateinische Klassiker,
Rousseau und Voltaire (beide damals auf dem Index). Die bemerkenswerte
Notensammlung befindet sich heute in der Franz-üszt-Musikhochschule in
Budapest. Ein besonderes Anliegen der Bibliotheksleiterin soll noch erwähnt
werden: die Edition der 160 Tagebücher der Beethovenfreundin Teréz
Brunszvik (deutsch verfaßt, sie selbst lernte erst mit 70 ungarisch), die eine
Fundgrube zum geistigen Leben im 19. Jahrhundert darstellen. Sie war eine
bedeutende Pädagogin und stand mit der geistigen Elite ihrer Zeit in lebhaf-
tem Austausch.
Budapest! Müszaki Egyetem Könyvtar es Tâjékoztatâsi Központ (BMEK)
= Bibliothek der Technischen Universität Budapest
Die Technische Universität Budapest wurde gegründet als Institutum Geo-
metrico-Hydrotechnicum im Jahre 1782. Technische Universität ist sie seit
1871 (Königliche Universität Josephinum, eine der ersten Einrichtungen in
BlBUOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 5 813