THEMEN _____________________________ Erwerbung
Die Nutzungsfrequenz der einzelnen Buchtitel kann ab dem Zeitpunkt der
Erfassung im Ausleihsystem überwacht werden. Ferner werden die eingetra-
genen und noch nicht erledigten Vormerkungen, was auf eine verstärkte
Nachfrage schließen läßt, festgehalten. Die Angaben sind wie immer auf die
jeweiligen Auflagen und Exemplare bezogen, so daß vor allem bei älteren
Auflagen die Nutzungsfrequenz eindeutig überprüfbar ist.
Dies ist vor allem beim Nachkauf neuer Auflagen hilfreich. Vor der Kaufent-
scheidung kann auf diese Weise der Bedarf nochmals hinterfragt werden. In
Freiburg hat es sich inzwischen bestens eingespielt, daß die dem Erwerbungs-
leiter zum Abzeichnen vorgelegten Neuauflagen in der Regel mit einem Aus-
leihprofil versehen sind. Die Ergebnisse sind oft überraschend. Titel mit hoher
Benutzungserwartung sind unter Umständen noch nie ausgeliehen worden, so
daß auf die neue Auflage eventuell verzichtet werden kann.
Darüber hinaus sind auch globale Bestandsauswertungen möglich. Um fest-
zustellen, ob die Bibliothekare mit ihren Kaufentscheidungen richtig liegen
oder bestimmte Bestandsgruppen eine ausreichende Nutzungsfrequenz auf-
weisen, können mit Hilfe des Ausleihsystems entsprechende Auswertungen
vorgenommen werden. Um beispielsweise das Argument zu entkräften, die
Bibliothek kaufe zu viele originalsprachliche Titel in italienisch, die ja kaum
einer lesen könne, ist die Nutzungsfrequenz der italienischen Literatur im
Freihandmagazin überprüft worden. Die Ausleihwerte wichen vom übrigen
Bestand nur unwesentlich ab, so daß sich für den weiteren Bestandsaufbau
keine unmittelbaren Konsequenzen ergaben.
Eine Prüfung der Freizeitbücherei, wo eine hohe Ausleihfrequenz erreicht
werden soll, ergab 1995, daß ca. 90 % des Bestandes ausgeliehen werden
sowie 40 % fast ständig ausgeliehen sind. Mit diesem Ergebnis kann man
zufrieden sein. Im übrigen wird auch die Freizeitbücherei einmal pro Jahr
einem Negativlauf unterzogen, um die weniger aktiven Titel aus dem Bestand
nehmen zu können.
Die Auswahlkriterien für einen sinnvollen Bestandsaufbau bedürfen einer per-
manenten kritischen Reflexion, um den ständig sich verändernden Rahmen-
bedingungen innerhalb eines universitären Bibliothekssystems gerecht zu
werden. Hier können EDV-gestützte Bedarfsanalysen eine wertvolle Unter-
stützung bieten, um die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel möglichst
effizient einsetzen zu können. Dies gilt um so mehr in Zeiten finanzieller Re-
striktionen, wo es oft nur noch darum geht, die Grundversorgung sicherzustel-
len.
676 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 4