THEMEN________________________ Betriebsorganisation
es mit den Möglichkeiten und der Entwicklung der Bibliothek des LUA - cha-
rakteristisch, wie ich annehme, für viele kleine Spezial- und Behördenbiblio-
theken - so kommt man zu einem Vergleich mit ,,Industriestaat" und ,,Ent-
wicklungsland".
Dieses klingt vielleicht negativ, ist aber keinesfalls so gemeint, denn entwik-
kelt hat sich die Bibliothek des LUA im Sinne des Wortes.
Unsere Probleme, Vorstellungen und Wünsche sind nur ganz anderer, viel
fundamentalerer Art gewesen. Internet, World Wide Web und andere Trends
liegen zur Zeit noch im dienstlichen Nebel, den wir eines Tages auch noch zu
lichten hoffen.
Wie die Bibliothek sich entwickelt hat und welche Schwierigkeiten wir mei-
stern mußten, um den Aufsprung auf den Zukunftszug zu schaffen, möchte
ich im folgenden schildern.
Ende 1991 wurde von der Bibliothek der Landesanstalt für Immissionsschutz
Nordrhein-Westfalen in Essen (LIS NRW), einer Vorläufereinrichtung des LUA,
ein Bibliotheksverwaltungsprogramm angeschafft. Die Idee, die bis dato kon-
ventionelle Organisation von der Erwerbung bis zur Ausleihe mit den neuen
EDV-Möglichkeiten umzustellen, existierte schon länger, nur fehlten leider die
finanziellen Mittel.
Nach einem Vergleich vieler Programme entschied man sich für das Angebot
einer kleineren Firma. Demo-Version und scheinbar günstiges Preis-Lei-
stungsverhältnis spielten bei der Entscheidung die ausschlaggebende Rolle.
Aber auch der Programmname, der die Verwandtschaft mit einer langjährig im
HBZ-Verbund NRW praktizierten Lösung suggerierte, beeinflußte die Kaufent-
scheidung.
Noch ehe dieses Programm vollständig im Echtzeitbetrieb eingesetzt werden
konnte, verließ die damalige Leiterin die LIS-Bibliothek, wohl auch mit dem
Eindruck, daß viele Ungereimtheiten und Fehler den Charakter der Software
bestimmten. Für 10 Monate war dann die LIS-Bibliothek, die für die Versor-
gung von ca. 400 Mitarbeitern zuständig und auch externen Benutzern zu-
gänglich war (und als LUA weiterhin ist), nur mit einer Bibliotheks-Assistentin
besetzt, ehe ich im Oktober 1992 die Nachfolge antreten konnte.
Von den durch den personellen Engpaß entstandenen hohen Rückständen bei
der laufenden Arbeit und den Stapeln formal und sachlich nicht erschlossener
Bücher abgesehen, waren dem ehrgeizigen Plan, die Berge abzutragen, rasch
Grenzen gesetzt. Der Einsatz des Programms, als Hilfe gedacht, entpuppte
sich schnell als Horror. Einige Module des Programms funktionierten gar
nicht, andere boten immer wieder neue, frustrierende Überraschungen. Die
Recherche mit Umlauten oder Zahlen in der Katalogisierung führte z. B. zu
436 BIBLIOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 3