Erschließung------------------------------------------------------------THEMEN
Alter zwischen acht und elf Jahren noch nicht auf neue Suchvorgänge über-
tragen. Kinder haben wie auch manche Erwachsene Schwierigkeiten, Titel
oder Namen in einer alpabetischen Reihe zu finden; buchstabieren falsch und
kommen zu Fehlergebnissen, ohne zu wissen warum. Erst ab zehn Jahren
etwa können sie die für Suchvorgänge in Datenbanken benutzten Hierarchien
erkennen. Sie bevorzugen im ersten Lesealter meistens ganz einfache und nur
wenige (etwa 20) konkrete Suchbegriffe. Sie können mit langen Trefferlisten
gar nichts anfangen. Sie suchen z.B. ,,alles über Vögel". Mit einer Angabe von
Suchfeldern können sie nichts anfangen, auch Fehlermeldungen werden i.d.R.
nicht verstanden. Vor allem aber bleibt ihnen die Bedeutung der Signatur als
Standortangabe im Regal ein Rätsel, wenn ihnen dies nicht ausdrücklich er-
klärt wird.
Diese zwar irgendwie geahnten Fehlermöglichkeiten bei der Nutzung von
OPACs durch Kinder werden derzeit im bibliothekarischen Berufsstand ver-
drängt und ausgeblendet, wie Prof. Bernhard Hütter von der Hochschule für
Bibliotheks- und Informationswesen in Stuttgart berichten konnte. Er stellte
Umfrageergebnisse aus 220 angeschriebenen öffentlichen Bibliotheken vor,
die laut Angabe im ,,Jahrbuch öffentliche Bibliotheken" 1994/95 einen OPAC
besaßen. Der Rücklauf auf diese Umfrage betrug 80,4 %; es konnten 135
Fragebogen ausgewertet werden. Einen OPAC speziell für Kinder gab es in
keiner Bibliothek.
Pflichtenheft für Kinder-OPACs
Aus den Ergebnissen dieser Umfrage und aufgrund der Forschungsergebnis-
se zu Kinder-OPACs entwickelte die DBI-Expertengruppe das schon eingangs
erwähnte ,,Pflichtenheft für Kinder-OPACs". Mit diesem Pflichtenheft werden
drei Ziele verfolgt, die Ilona Glashoff noch einmal zusammenfassend vortrug.
Die DBI-Expertengruppe will: 1. die Berufsöffentlichkeit sensibilisieren, daß
Kinder eigene OPACs brauchen, 2. den Kolleginnen Arbeitsgrundlagen für
Ausschreibungen an die Hand geben und 3. Software-Firmen dazu anregen,
sich mit diesem Pflichtenheft zu beschäftigen und eine neue, zielgruppenori-
entierte und grafisch ansprechendere Generation von OPACs zu entwickeln.
Michael Köhn, Student am Fachbereich Bibliothek und Information in Ham-
burg, trug abwechselnd mit Prof. Bernhard Hütter die Anforderungen für kind-
gerechte OPACs vor. Anschaulich mit Folien unterstützt prasselten notwendi-
ge Fakten bezüglich Hardware- und Software-Ergonomie auf die gebannten
Zuhörerinnen nieder. Spätestens beim Vorstellen des Datenerhaltungskonzep-
tes und ihren Forderungen zur Qualität der Daten, wußten alle Zuhörerinnen,
daß die bisherigen OPACs mega-out und schnellstens durch neue zu ersetzen
BlBLJOTHEKSDIENST 30. Jg. (1996), H. 2 233