Aus Kunths Briefen an Stein!). Berlin, den 25. Januar 1807. Seit einigen Tagen verbreitet sich hier das Gerücht, Eure Hoch— freiherrliche Excellenz hätten den Dienst verlassen. Je mehr ich den Quellen nachspüre, desto weniger kann ich es leider! für bloßes Gerücht halten; aber ich fühle es desto tiefer und schmerzlicher, je mehr ich noch vor kurzem durch eine Nachricht entgegengesetzter Art in meiner ganzen Seele beruhigt, erfreut, erhoben worden war. Wenn gleich das Ministerium des Innern, welches Eure Erxcellenz übernommen haben sollten, etwas anderes heißen mochte, als der Name anzeigt, so war doch das Feld Ihrer Thätigkeit aufs neue erweitert, so mußten neue und große Ideen wieder auf die Bahn und allmählich zur Wirklichkeit, so mußte die Verwaltung ihrem einzig-würdigen höchsten Zwecke wieder näher kommen. Diese schönen Hoffnungen sind auf einmal dahin! — Eure Excellenz sind auch mein Chef nicht mehr. Jetzt ist es mir er— laubt, Ihnen frei zu bekennen, wie innig und wahrhaft ich Ihren großen, edlen, reichen Geist verehrt, Ihr Herz voll Gefühl geliebt habe. Ich zähle die kurzen Jahre, die ich unter Ihnen gearbeitet, zu den am besten angewandten, also auch zu den frohesten meines Lebens. Eure Excellenz hatten mich Ihres Vertrauens werth geachtet, und mir bleibt die Beruhigung, daß mir dies immer nur ein stärkerer Antrieb geworden ist, Ihre wohlthätigen Zwecke in meinem Dienstkreise unverrückt mit redlicher Thätigkeit zu verfolgen. Ich werde die Reise von 1805 und die Tage von Warschau und Danzig nie vergessen. Empfangen Eure Ercellenz meinen tiefsten Dank für alles Gute, welches Sie mir zu er— weisen geruhet. Ich dachte nicht, daß ich ihn Ihnen nur mit so armen Worten und auf diese Ferne hin sollte bezeigen können. Möge Ihr Geist noch longe in allen Ihren Departements walten! Warum haben Sie Andere Briefe Kunths an Stein in Steins Leben von Vertz. nament— lich im sechsten Bande.