N fi "5, VORWORT ‚S der Vorstand der „Ortskrankenkasse für den Gewerbebetrieb der Kaufleute, Handelsieute und Apotheker“ im Jahre 1901 den Beschluß faßte, versuchsweise durch Krankenbesucher Erhebungen für die Wohnverhältnisse erkrankter Kassen- mitglieder anstellen zu lassen, und als er 1902 dazu überging, derartige Ermittelungen als ständige Einrichtung in den Wirkungskreis der Kasse aufzunehmen, leitete ihn die Ueber- zeugung, daß der Gesundheitszustand, wie der ganzen Bevölkerung, so auch der Kassen- mitglieder, außerordentlich von der Beschaffenheit der zur Verfügung stehenden Wohnungen abhängig ist. Der Vorstand der am 1. Januar 1914 ins Leben getretenen „Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Berlin“ hat sich diese Ansicht zu eigen gemacht und ließ deshalb von den Krankenbesuchern unserer Kasse die Aufenthaltsräume der erwerbsunfähig erkrankten Mitglieder in der bisher bewährten Weise untersuchen. Leider war es nicht möglich, bereits ‘m vergangenen Jahre die Ergebnisse der Ermittelungen des Jahres 1914 zu bearbeiten, da zuerst durch die Zusammenlegung von 40 Ortskrankenkassen und mit dem Aufbau der neuen Kasse, später durch den Ausbruch des Krieges eine solche Fülle von Arbeit erwachsen ist, daß uns keine Zeit für diese Arbeit übrig blieb. Aus diesen Gründen mußten wir uns dazu antschließen, die Ergebnisse der Jahre 1913 und 1914 gemeinsam vorzulegen. Dadurch ist auch die Möglichkeit zu Vergleichen geboten, welchen Einfluß die ganz anders geartete Zusammensetzung der Mitglieder unserer Kasse gegen diejenige der Kaufleute auf die Wohn- weise ausübt. Der Verfasser hat bereits in den früheren Arbeiten verschiedentlich darauf verwiesen, daß bei Beurteilung der Ergebnisse immer berücksichtigt werden muß, daß die Mitgliedschaft der Ortskrankenkasse für den Gewerbebetrieb der Kaufleute einen großen Teil von Personen umfaßt, welche nicht zu den schlechtest Bezahlten Berlins gehören und an eine bessere Lebenshaltung gewöhnt sind. Am 1. Oktober 1913 ist zu unserer Freude das Wohnungsamt der Stadt Berlin eröffnet worden. Wir traten sehr bald mit der Leitung desselben in Verbindung und einigten uns dahin, daß vom 1. Januar 1914 ab an Stelle des bisher von unseren Krankenbesuchern be- autzten Aufnahmevordrucks dieselbe Wohnungspflegekarte benutzt werden sollte, welche für die Beamten des neuen Amts geschaffen wurde. Dabei war berücksichtigt, daß alle diejenigen Fragen Aufnahme fanden, deren Beantwortung für uns von besonderer Wichtigkeit ist. Die Berichte, welche zu Beanstandungen Veranlassung gaben, sollten von uns Sofort dem Wohnungsamt abschriftlich übermittelt werden,- während vierteljährlich alle eingegangenen Ermittelungen, nachdem sie vorher bei uns statistische Verwendung fanden, an das Wohnungs- amt abgeführt werden sollten. Leider hat der Ausbruch des Krieges zur vorläufigen Einstellung der kaum begonnenen Tätigkeit des Berliner Wohnungsamts geführt und auch wir waren, wenn auch nur für kurze Zeit, genötigt, unsere Arbeit auf diesem Gebiet wesentlich ein- zuschränken, sonst würde die Zahl unserer Aufnahmen eine wesentlich höhere geworden sein. Um unsere Krankenbesucher immer mehr mit den ihnen übertragenen Aufnahmen zu befähigen, haben wir sowohl im Jahre 1913 wie 1914 Vortragskurse einrichten lassen, in weichen eine Reihe angesehener Aerzte, Hygieniker und Wohnungspolitiker alle Fragen arörterten, welche für die Beurteilung einer Wohnung von Wichtigkeit sind. ALBERT KOHN