In den Kreisen der freireligiösen Gemeinden wird Denjenigen geistige Anregung gekoten, welche sie für sich und ihre Kinder auf ethischem Gebiete außerhalb konfessionellcr Gemeinschaften Kirche oder Judenthum) suchen wollen, ohne ded der Austritt aus den letzteren unbedingt erforderlich ist. Allen diesen Grundiätzen und Bestrebungen wird jeder Freund allgemeiner Aufklärung und Freund der Menschheit seine Billigung und Unterstützung nicht versagen können, und hoffen wir, diese von recht vielen Seiten zu erfahren, ungeachtet aller Anfeindungen, die theils aus Unkenntniß, theils aus bösem Willen gegen die frei— religiöose Gemeinde gerichtet werden, — und wird sich hoffentlich auch die Berliner Stadtvertretung bald wieder zu gleicher Ver— günstigung der freireligiösen Gemeinde gegenüber bereit finden, wie sie solche anderen Bildungsvereinen und Gesellschaften gemeinnütziger Art gewährt! Berlin, November 1889. Der Vorstand der freireligiösen Gemeinde. J. A.: Otto Friederici, 1. Vors., Kleinbeerenstr. 6 Durch die wiedergegebenen Redewendungen hat Virchow zugleich die Sache des Offenbarungs- und Wunderglaubens vertreten, er als Pathologe und Anthropologe —, wie er auch sonst oft genug bemüht war, lieber landläufigen Bestrebungen und Anschauungen das Wort zu reden, — bemüht, Kirchenbauten fördern zu helfen, trotzdem er doch innerlich in den vier Wänden seines Verstandes und seiner Ge— lehrsamkeit kirchlichem Treiben abhold sein muß! — Denn wir wollen annehmen, daß Virchow, wenn auch nicht als Geheimrath, so doch als Professor das Urtheil seines Kollegen Büchner („Der Mensch“ anerkennt: „Was speziell das Christenthnum oder den fälschlicherweise Christenthum genannten Paulinismus angeht, so steht dasselbe durch seinen dogmatischen Theil oder Inhalt in einem so grellen und unversöhnlichen, ja geradezu lächerlichen Widerspruch mit allen Erwerbungen und Grundsätzen der neueren Wissenschaft, daß das künftige tragische Schicksal desselben nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Aber auch sein ethischer Inhalt oder seine Moral— grundsätze zeichnen sich in nichts Wesentlichem vor denen anderer Zeiten und Völker aus und waren bereits vor seinem Erscheinen der damaligen Menschheit ebenso, und zum Theil besser, bekannt!“ Ebenso beachtenswerth bemerkt Büchner an einer späteren Stelle: „Ueberhaupt können der biblische Adam und der ganze mit ihm zu— sammenhängende jüdisch-christliche Schöpfungsbegriff heutzutage und der jetzigen Wissenschaft gegenüber nur noch von denjenigen fest— gehalten werden, welche, wie die Herren Theologen, durch wissen— schaftliche Gründe überhaupt nicht überzeugt werden wollen und daher auch nicht können! — Tausende von Predigern fahren, un— bekümmert um die klaren Darlegungen der Wissenschaft, fort, jeden