13 neue Jerusalem; ich bin trunken und doch besonnen". Wie bald sollten doch die Saiten, welche dieses Jubellied erklingen ließen, herabgestimmt werden, bis sie schließlich sprangen. Immer mehr wurde der Plan der Ausmalung verkürzt. Schließlich sollte nur Chor und Kreuzschiff der Kirche ausgemalt werden. Selbstverständlich litt darunter das Ganze. Statt ein christliches Epos zu malen, mußte der Meister sich begnügen, den Triumph der Dreieinigkeit zur Anschauung zu bringen. Einige Cartons zu diesen Arbeiten sind in der Nationalgalerie. Besonders der „des jüngsten Gerichts", des bedeutendsten Bildes der Ludwigskirche, hat hohe Schönheiten in Compvsition und Zeichnung. Aber obgleich das Bild in München ganz eigenhändig von Cornelius al fresco ausgeführt ist, fand es nicht den vollen Beifall des Königs. „Der Maler muß malen können", das war das Wort des Königs, welches damals fiel. Wer das Bild in München gesehen hat, wird zugeben, daß das Urtheil des Königs berechtigt ist. Cornelius unterschätzte die Be deutung der Farbe, und das war ein großer Fehler. Zu diesem Zwiespalt kanien dann noch Klatschereien der Künstler. Ausschlaggebend für den Bruch waren die beiderseitigen Naturen des Königs und des Künstlers. „Die Kunst von München, das bin ich", so dachte der König von sich; und so dachte auch Cornelius von sich. Bei zwei so herrischen Naturen mußte einer das Feld verlassen. Der Schwächere wich. Cornelius ging nach Berlin, wo ihn König Friedrich Wilhelm IV., der eben den Thron bestiegen hatte, mit offenen Armen aufnahm, weil er wünschte, daß neben dem größten deutschen Baumeister, Schinkel, und dem größten der deutschen Bildhauer, Rauch, auch der größte deutsche Maler, Cornelius, in Berlin wirken sollte. Am 22. April 1841 kam Cornelius nach Berlin, und ist hier, mit Ausnahme der Zeiten, welche er in Italien und auf Reisen zubrachte, geblieben bis zu seinem Tode am 6. März 1867. II. „Cornelius und Berlin", so könnte das Thema zu einer kunstgeschicht lichen Tragödie lauten. Cornelius und Berlin waren eine Ehe eingegangen mit hochfliegeudcn Hvffnuirgen und Erwartungen. Berlin erwartete von Cornelius Hervorragendes. Cornelius wollte in Berlin sein Ideal der Kunst verwirklichen. Auf der Thesis des Classicismus und der Antithcsis der Romantik wollte er die Synthesis einer idealen christlich-deutschen Kunst in großartigem Maßstabe begründen. Aber die Ehegatten verstanden einander nicht. Zwar fand Cornelius bei dem König Friedrich Wilhelm I V. und einer kleinen Äuustgemcinde das hingcbcndste Verständniß und die