63 dem Abzeichen der Wissenschaft weist die Haupttreppe hinauf zu den wissenschaftlichen Räumen der Anstalt. In der darüber befindlichen Halle des ersten Stocks sollen an den ebenfalls aus Granit gefertigten Stützen 6 Kupfer reliefs berühmter Männer der Geschichte und des Geisteslebens auf die in diesem Stock befindliche Bücherei hindeuten. Als Vertreter sind ausgewählt Aristoteles und Cäsar, Michelangelo und Luther, Schiller und Bis marck. In der Vorhalle des zweiten Stocks befindet sich ein größerer Brunnen aus sog. Mutz-Fliesen. Hier sind die Kapitäle der Granitpfeiler in Stuck ausgebildet, um auf die Ausstattung des Schulsaals vorzubereiten, welcher eine reich in Stuck gegliederte Decke erhalten hat. Besonderer Schmuck ist in diesem nur über den drei großen Eingangstüren und in den Glasfenstern angebracht. Letztere enthalten in 20 Mittelfeldern die haupt sächlichsten Berufsarten, welche die Schüler der Anstalt ergreifen können, während über den Türen 12 Jünglings gestalten die einzelnen Unterrichtsfächer zur Darstellung bringen, welche aus der Schule selbst getrieben werden. Die sonstigen Räume des Saalbaues sind ohne besondern Schmuck geblieben, dagegen haben die 20 Klassentüren des Klassenflügels je ein besonderes unmittelbar auf den Putz gemaltes Bild erhalten, deren Inhalt aus der Dichtkunst entnommen dem Alter der Schüler angepaßt ist. So zeigt das unterste Geschoß den kleinsten Schülern 5 Märchenbilder, das nächste Geschoß 5 aus Sage und Geschichte, das dritte 5 Balladenstoffe und das oberste den Höhepunkt der Dichtkunst, fünf Dramen. Noch einmal kommen wir hier auf das Treppenhaus, welches außen die Sonnenuhr trägt. Im Innern ist es dem Anschauungsunterricht dadurch nutzbar gemacht worden, daß die einzelnen Geschosse eine ganz verschiedene Ausbildung erhalten haben, um den Schülern für die fünf wichtigsten deutschen Stilarten einen Begriff zu geben. Im untersten Geschoß erinnern die schweren Gewölbe an ein romanisches Kloster. Ein. Brunnen aus Terrazzo zeigt auf einer romanischen Säule eine Nachbildung des Braunschweiger Löwen. Darüber führt uns ein Kreuzgewölbe mit Backsteinrippen in die gothische Kunst ein, während weiterhin die Renaissance, der Barockstil und ganz oben auch noch die moderne Kunst charakterisiert sind. Türen, Beleuchtungskörper und auch die Trinkstellen sind jedesmal dem Stil angepaßt. Wenden wir unsere Schritte noch auf den Hof, so wird ein aufmerksamer Beobachter bald erkennen, daß die in dem Gebäude durchgeführte Dreiteilung auch in der Hofeinteilung sich widerspiegelt. Dem Klasscn- flügel entsprechend nimmt den mittleren Teil des Hofes der große Spielplatz ein, hinter dem Saalbau befindet sich ein besonderer Turnplatz, hinter dem Wohnhaus des Direktors der Garten desselben und im Anschluß daran der ebenfalls als Garten ausgebildete Teil für den botanischen Unterricht. Der Spielplatz ist ringsherum von Wandelhallen umgeben, welche an den beiden hinteren Aushängen der Schule ihren Anfang nehmen, und dem Schüler auch bei schlechtem Wetter den Aufenthalt im Freien er möglichen. Die Zwischenteile der Wandelhallen sind in Holz ausgeführt. In den einzelnen Feldern der Holz wand sind in Holz ausgeschnittene Figuren angebracht, welche die verschiedenen Spiele der Jugend zur Dar stellung bringen. Die Kartons zu diesen Figuren sind ebenso wie die im Schulsaal, welche die Unterrichtsfächer darstellen, sowie auch die Bilder über den Klassentüren von dem bereits genannten Kunstmaler Wilhelm Wieg mann ausgeführt. Reben dem Hofausgang des Saalbaues lehnt sich an den Wandelgang ein besonderer Aus bau an, in welchem ein Trinkbrunnen nach dem Modell des Bildhauers Otto hier aus Muschelkalkstein aufgestellt ist. Wie bei allen andern bereits erwähnten Trinkstellen gehen die Wasserstrahlen springbogenartig nach oben, um ein Trinken ohne Becher, unmittelbar mit dem Munde, zu ermöglichen. Werfen wir vom Spielplatz noch einen Blick nach oben, so finden wir an der westlichen Spitze des DacheS eine Wetterfahne, welche den Spruch versinnbildlicht: Spandauer Wind, Berliner Kind, Charlottenburger Pferd Sind alle drei nichts wert. Der Gedanke, gerade an dieser Stelle den alten Spruch zu verwenden, lag nahe, da von der Höhe des Gebäudes aus über alle drei Städte ein Überblick zu gewinnen ist. Der Erwerb der Grundstücke hat eine Kostensumme von rund 235 700 A erfordert, die eigentlichen Baukosten für Schul- und Wohnhaus haben etwa 1 010 000 A oder 22,2 A für das Kubikmeter umbauten Raumes betragen. Ferner hat die innere Ein richtung 78 000 A, sowie Umwehrung, Wandelhallen und Pflaster 68 300 A Kosten verursacht, so daß alles in allem 1 392 000 A aufgewendet worden sind. Neubau der Gemeinde-Doppelschule in der Sybclstraße. Die B a u st e l l e ist im Laufe des Berichtsjahres durch Neuerwerb um eine Fläche von 2165 gm vergrößert worden. In Gemäßheit des Gemeindebeschlusses vom 30. April/6. Mai 1908 wird auf diesem Gelände, und zwar an dem Mädchenschulslügel ein Anbau errichtet. Der Anbau enthält einen Kindergarten mit den erforderlichen Nebenräumen und 8 Schulklassen, sowie eine gesonderte Treppenanlage. Die Baukosten erhöhen sich durch den Anbau um 120 000 A. Die ganze Baustelle hat nunmehr eine Flächengröße von 7367,5 gm und eine nach Süden gerichtete Straßenfront von 74,45 m Länge. Die Tiefe des Grundstückes von der Straße aus beträgt 105,16 m bzw. 88,22 m. Für den Schulneubau wurde ein hakenförmiger Grundriß mit an die Straße gerückter Front gewählt, um den Klassen Nord- bzw. Westlicht zu geben. Die bebaute Fläche einschließlich der 3 Lichthöfe beträgt 2518 gm, der frei bleibende Bewegungsraum 4849,50 gm. Bei einer durchschnittlichen Belegung von 50 Schülern bzw. Schülerinnen für jede der 47 Klassen ergibt sich demnach ein Bewegungsraum von rund 2,0 gm pro Kopf. Der eine Schenkel des hakenförmigen Grundrisses erstreckt sich von Osten nach Westen und liegt in der Bauflucht, während der andere Schenkel die Ostseite des Grundstückes einnimmt. Die nach dem Programm geforderten Räume sind in der Weise untergebracht, daß die beiden Flügel 27 nach Westen bzw. 20 nach Norden gelegene Klassen an gerade durchlaufenden, einseitig gut beleuchteten Fluren in den 4 oberen Ge schossen aufnehmen. Die Größe der auf durchschnittlich je 50 Kinder berechneten Klassen beträgt rund 50 gm. Die Klassenbreite ist so bemessen, daß 3 Reihen zweisitziger Bänke nebeneinander gestellt werden können. Im 1. und 2. Obergeschoß liegen außerdem noch die Rektoren-, Lehrer- bzw. Lehrerinnen- und Arztzimmer. An Nebenräumen sind in jedem Geschoß 2 Räume für Lehrmittel und Sammlungen vorgesehen. Zwischen den Klassenflügeln in der Südostecke liegt im Erdgeschoß die Turnhalle mit Geräteraum, Garderobe und Zuschauertribüne, darüber die durch 2 Geschosse reichende Aula und über dieser der Handsertigkeitsraum sowie die Physikklasse mit Vorbereitungsraum. Im Erdgeschoß der beiden Flügel sind untergebracht: Die Schuldienerwohnungen, bestehend aus je 2 Stuben, Küche und Nebenräumen; ferner die Frühstücksräume und Brausebäder,