Eine Chance für Berlin – ZLB in die Friedrichstraße
Anlässlich dieses tollen Vorschlags laden wir Sie auf einen Spaziergang durch die Friedrichstraße ein! Werfen Sie mit uns einen Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft des Standortes.
Dazu haben wir Ihnen spannende Objekte und Publikationen rund um die Friedrichstraße aus unseren Sammlungen herausgesucht.
Die Karten auf den Tisch - die Friedrichstraße auf historischen Karten und Plänen
Wer sich fragt, wie das Gelände der Galeries Lafayette in Berlin vor über 100 Jahren ausgesehen hat, kann einen Blick in unsere digitalisierten historischen Karten und Pläne werfen. Wir haben für Sie unseren Wunschstandort markiert. Entdecken Sie noch andere bekannte Orte rund um die Friedrichstraße?
Gruß aus Berlin – Die Friedrichstraße auf Ansichtskarten
Die Friedrichstraße wird als eine der bekanntesten Straßen im historischen Zentrum Berlins nicht erst heute viel fotografiert. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie ein attraktives Ansichtskartenmotiv.
Besonders beliebt waren Aufnahmen von Straßenecken (Leipziger Straße / Behrenstraße / Französische Straße) oder der Panoramablick in den Straßenverlauf.
Einen Kaffee to go, dazu ein gutes Buch und eine Lebensversicherung! – Standort mit wechselnder Nutzung
Ausgerüstet mit Stadtplänen und Postkarten besichtigen Sie nun die Friedrichstraße 76-78 und flanieren an den Schaufenstern entlang durch die Zeit.
Duncker’sche Sortiments-Buchhandlung, Friedrichstraße 77
Ab der 1860er Jahre führte die Duncker’sche Sortiments-Buchhandlung die Friedrichstraße 77 als Adresse. Sie geht zurück auf die 1798 gegründete Verlagsbuchhandlung von Heinrich Frölich. Der später nach Leipzig umgezogene Verlag Duncker & Humblot entwickelte sich zu einem der wichtigsten deutschen Verlage für historische Literatur. 1938 zog er zurück nach Berlin und ist heute als Wissenschafts- und Zeitschriftenverlag aktiv.
Die ZLB sammelt auch heute als Landesbibliothek alle Veröffentlichungen des Verlags Duncker & Humblot als Pflichtexemplare.
Kaffee mit Billard und Orchestermusik – das Nationale Kaffee in der Friedrichstraße 76
Im Jahr 1915 wurde die Adresse unter anderem vom Nationalen Kaffee (ehemals Café National) genutzt. Zu Hoppe-Oehmke-Orchestermusik konnte dort nicht nur Kaffee getrunken, sondern auch Billard gespielt werden.
xxx
Französischer Lebensstil im Berlin der 20er Jahre – Galeries Lafayette, Friedrichstraße 76-78
Bevor die Galeries Lafayette im Jahr 1996 ihre Tore in der Friedrichstraße öffnete, gab es bereits 1928 Bestrebungen, ein Warenhaus unter jenem Namen nach Berlin zu bringen. Die Besprechungen und Beschlüsse zu dieser Idee finden Sie in unseren digitalisierten „Stenographischen Berichten über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin"
Sie interessieren sich für das historische Berlin? Stöbern Sie in unserer Sammlung Berolinensien! Dort finden sie ca. 10 000 Objekte mit thematischen Bezug zu Berlin.
2 Zimmer, Küche, Bad – Wohnen in der Friedrichstraße 76-78
In den Wohnungen der Friedrichstraße 76-78 lebten allerlei Menschen unterschiedlichster Berufe: Im ältesten Adressbuch im Bestand der ZLB aus dem Jahr 1799 waren bspw. der Jägermeister von Splittgerber, der Bäcker Miers und die beiden Bildhauer Niesener dort gemeldet. Im Jahr 1801 wohnte der Juwelier Paul Jordan, Sohn des Hofjuweliers André Jordan in der Friedrichstraße 78.
Ab dem Jahr 1910 wohnte in der Friedrichstraße 77 der Gummiwaren-Fabrikbesitzer François Fonrobert, der im Jahr 1830 das erste in Preußen auf Gummi elasticum erteilte Patent erhielt.
Stolperstein
In der Friedrichstraße 76 wohnte der Kaufmann und Vorsitzende des Israelitisch-Sephardischen Vereins zu Berlin e.V. Davisco Asriel mit seiner Familie. Er wurde am 25. Januar 1942 von der Gestapo verhaftet und mit dem zehnten „Osttransport“ nach Riga deportiert und ermordet.
Seine Lebensgeschichte wurde vom Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin ausführlich beschrieben. Weitere Stolpersteine finden Sie über Stolpersteine in Berlin.
In den Sammlungen der Landesbibliothek befindet sich NS-Raubgut. Dabei handelt es sich um Objekte, die gewaltsam während der Zeit des Nationalsozialismus entwendet oder enteignet wurden.
Die Provenienzforschung überprüft die Bestände der ZLB, identifiziert Raubgut und ermittelt dessen Herkunft, um es an die rechtmäßigen Eigentümer*innen oder deren Erb*innen zurückzugeben.
Touri-Hotspot und Flaniermeile – Die Friedrichstraße heute
Heute ist die Friedrichstraße eine wichtige Nord-Süd-Achse in Berlin und verläuft schnurgerade durch die Stadtteile Mitte und Kreuzberg. Sie ist mit den Sehenswürdigkeiten Tränenpalast und Checkpoint Charlie ein beliebter Tourist*innen-Hotspot. Traditionsreiche Revuetheater, wie der Admiralspalast und der Friedrichstadt-Palast und viele namenhafte Geschäfte laden zum Besuch ein. 1996 bezog das französische Kaufhaus Galeries Lafayette das von Jean Nouvel entworfene Quartier 207.
Friedrichstraße autofrei?
Gut für’s Stadtklima sollte das Projekt Flaniermeile Friedrichstraße sein. Von August 2020 bis Ende Oktober 2021 wurde der Abschnitt der Friedrichstraße zwischen Französischer Straße und Leipziger Straße in eine autofreie Zone umgewandelt. Das Projekt stieß auf unterschiedliche Meinungen und wurde heiß diskutiert. Ende Januar 2023 erfolgte die erneute Einrichtung einer autofreien Zone. Seit Juli 2023 ist der Bereich wieder für den Verkehr freigegeben.
Falls Sie gerne mehr über das Quartier und die Friedrichstraße in der Vergangenheit und Gegenwart erfahren möchten, haben wir Ihnen hier einige Literaturtipps aus unseren Print-Beständen zusammengetragen:
- Quartier 207 & Galeries Lafayette Berlin von Jean Nouvel und Martin Jahrfeld
- Berlinjournal: 1997-98 (zum Lafayette)
- Ein sozialistischer Konsumtempel : die "Passagen Friedrichstadt" und die nicht realisierten Pläne für die Friedrichstraße von Florian Urban
- Die Friedrichstraße, ein Stadtschicksal : technokratische Verkehrswende von Hans Stimmann
Eine Bibliothek in der Friedrichstraße? – Blick in die Zukunft
Das Gebäude wurde vom Architekten Jean Nouvel als „Medienhaus“ entworfen und ist für die Nutzung durch eine Bibliothek bestens geeignet. Eine schnelle Lösung für die ZLB ist angesichts der übernutzten Infrastrukturen in den bisherigen Gebäuden dringend erforderlich.
Öffentliche Bibliotheken sind wichtige Gemeinschaftsorte der Begegnung, des lebenslangen Lernens und der gesellschaftlichen Vernetzung. Sie bieten neben Medien und Informationen vieles mehr. Als Wohn- und Arbeitszimmer der Stadt sind sie für alle niedrigschwellig erreichbar.
Unterstützen Sie das Vorhaben!
Sprechen Sie sich aus für eine gemeinwohlorientierte Nutzung und die Belebung des Quartiers in der Friedrichstraße durch die meistbesuchte Kultureinrichtung Berlins, die ZLB.
Recherche und Redaktion von Vanessa Kleinitz und Martine Weil